Drang nach Osten

Drang nach Osten ist ein politisches Schlagwort aus der nationalistischen Diskussion des 19. Jahrhunderts. Seine genaue Herkunft ist unbekannt. Als erster schriftlicher Beleg wird häufig ein offener Brief des polnischen Publizisten Julian Klaczko an Georg Gervinus aus dem Jahre 1849 genannt;[1] Klaczko benutzte jedoch nicht die Formulierung „Drang“, sondern, in gleichem Sinne, „Zug nach Osten“.[2] Der Begriff begann im Umfeld der intellektuellen, später auch politischen, Auseinandersetzung um die Zielrichtung deutscher Außenpolitik eine Rolle zu spielen. Im 20. Jahrhundert war er vor allem in der polnischen, sowjetischen und tschechoslowakischen Geschichtsschreibung zur Umschreibung des „deutschen Expansionsdrangs“ nach Osten von Bedeutung.

In der deutschen Bevölkerung blieb, im Gegensatz zu Institutionen wie dem Alldeutschen Verband oder dem Deutschen Ostmarkenverein, das Schlagwort „Drang nach Osten“ im Allgemeinen unbekannt. Geläufiger war als Kehrseite der Medaille die Vorstellung von der „asiatischen“, später bolschewistischen „Gefahr aus dem Osten“.

  1. etwa bei Hans Lemberg, Der "Drang nach Osten" – Mythos und Realität, in: Andreas Lawaty/Hubert Orłowski (Hg.), Deutsche in Polen. Geschichte – Kultur – Politik, C.H. Beck, München 2003, S. 33–38, hier S. 34.
  2. J.K. [Julian Klaczko], Die deutschen Hegemonen. Offenes Sendschreiben an Herrn Georg Gervinus, Berlin 1849, S. 7, zitiert nach Andreas Lawaty, Das Ende Preussens in polnischer Sicht: Zur Kontinuität negativer Wirkungen der preußischen Geschichte auf die deutsch-polnischen Beziehungen, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1986, S. 25, Fn. 19.

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